Mit
Martin über den Rennsteig
1992
war es so weit. In diesem Jahr sollte der Rennsteig bezwungen
werden. Die vor her bekannt gewordenen Gerüchte waren
nicht alle positiv. So wurde erzählt: “Wandern ja,
Radfahren
nein." War alles aus der Luft gegriffen, Radfahren ist nicht
nur erlaubt, es ist sogar erwünscht.
Nun,
unsere Fahrräder waren in Schuss, die
Bereifung erneuert, Taschen waren gekauft
und
gepackt, einer Tour über den Rennsteig
stand
nichts mehr im Wege und so ging es
dann
los. Bis Bad Hersfeld war keine Karte
nötig, die Strecke kannten wir bereits.
Mittagessen war angesagt, und ge sättigt
ging
es dann weiter. Der auf der Karte ausgewiesene Radweg
führte
uns vorbei an Friedewald nach Heimboldshausen an die Werra. An
der Werra entlang waren wir schon bald kurz vor Hörschel.
Vorbei am Einstieg zum Rennsteig fuhren wir erst ein
mal
weiter bis Eisenach. Hier hatten wir Er- folg: Einer der
vielen
Dachgeber hatte ein Telefon und war auch bereit uns aufzu- nehmen.
Gefunden hatten wir dann auch dieUnterkunft schnell und wurden
gut aufgenommen. Betten einrichten, Gepäck verstauen, dann
wollten wir noch ein wenig von Eisenach sehen und auch Abendbrot
essen. Wieder zurück in der Unterkunft, sind wir schnell
eingeschlafen; die Fahrt hatte uns doch recht müde gemacht.
Der
Morgen war sonnenklar. Während des
Frühstücks wurden
wir von unserem Dachgeber eingeladen, noch einen Tag in
Eisenach
zu verbleiben, wenn unser Zeitplan nicht dagegen spricht. Wir
haben die Einladung angenommen, und Eisenach mit Umgebung
erkundet. Die Hörselberge sind immer einen Spaziergang wert,
und
die Drachenschlucht sollte man auf dem Weg zur „Hohen
Sonne“
immer besuchen, ein herrliches Naturdenkmal. Der Tag ging schnell
vorrüber, noch eine Pizza zum Abendbrot, dann sind wir wieder
zu
unserer Unterkunft gefahren. Unser Dachgeberehepaar lud uns noch zu
einem Schluck Wein ein, dann hatten wir die nötige Bettschwere
erreicht.
Das
Gepäck wurde noch zusammen gepackt, so dass am anderen Morgen
nicht allzuzviel zu machen war. Wir wollten früh starten und
nach Möglichkeit die Jugendherberge am großen
Inselsberg
erreichen. Mit einem freundlichen Gruß wurden wir auf den Weg
geschickt. Am Burschenschaftsdenkmal vorbei ging es wieder der
Hohen Sonne entgegen. Jetzt hieß es arbeiten, den es galt
einen
Höhenunterschied von 482 m. zu überwinden.
Das Höhenprofil von der
„Hohen Sonne“ zum großen Inselsberg.
Der
Weg ist geschottert teils gut, teils weniger gut zu befahren. Mit
viel Liebe hat man ihn immer wieder repariert, aber starke
Regenfälle haben den Split auch immer wieder
weggespült.
Kurze Strecken, auch steile Steigungen waren einfache Erdwege, wo
auch mal geschoben wurde. Alles in allem machten wir am ersten Tag
unseres Unternehmens gute Fortschritte und kamen
planmäßig
am Nachmittag am Inselsberg an. Ein bisschen geschafft, aber gesund
und guter Dinge. Dann, o Schreck, kein Bett! Die vorhandene
Jugendherberge wurde von Grund auf renoviert, es war noch nicht
einmal eine Badewanne vorhanden in der man hätte schlafen
können. Also, Übernachtungs-möglichkeit
suchen! Es war
nicht schwer, am Fuße des Inselberges fanden wir schnell eine
Unterkunft für uns und unsere Räder. Duschen,
umziehen,
ganz in der Nähe gab es auch eine Gaststätte mit
gutem
Essen und bald ging es uns wieder richtig gut. In der Unterkunft noch
ein wenig Streckenbesprechnung mit unserem Vermieter, dann stand
fest, dass Oberhof als nächstes Tagesziel angefahren werden
sollte.
Der
Morgen war trocken, jedoch der Himmel bewölkt, Regen war
auszuschließen. Nach einem guten Frühstück
waren die
Räder schnell gepackt und der schöne
Thüringer Wald
hat uns wieder aufgenommen. Vom Start weg ging es zügig voran,
dann kamen wir auf Erdwege, wo vorsichtiges Fahren angesagt war.
Teilweise waren tiefe Pfützen, die man nicht umgehen konnte zu
bezwingen ohne nasse Füße zu bekommen. Wir haben es
geschaft und plötzlich kreuzte eine Asphaltpiste unsern Weg.
Unsere Neugier war geweckt: Mitten im Wald eine Asphaltpiste, wo
keinerlei Verkehr war, das mußte einen Grund
haben. Dieser war auch schnell gefunden und recht einfach: Es war
eine Rollski-Trainingsstrecke für Skilangläufer im
Sommertraining. Diese Entdeckung konnte nur bedeuten, dass wir uns
dem Etappenziel Oberhof näherten. Dass hier ein
Wintersportgebiet war, konnte man auf den ersten Blick feststellen.
Ein Hochhaus überragte alles, die Unterkunft für die
Wettkämpfer. Wir besuchten die Wettkampfstätten, die
man
aus dem Fernsehen kennt und einem Springen auf Matten konnten
wir auch zusehen. Ein paar Kilometer bergab in Zella Mehlis fanden
wir im zweiten Anlauf noch eine Bleibe und das wurde zu einem echten
Erlebnis. Martins Fahrrad wollte plötzlich nicht mehr, es
ließ
sich nicht mehr lenken. Eine Reparatur war jedoch noch am Abend
möglich.