Von Lanzenhain nach Thal
Am 08.Juli.2008 war es soweit, das Rad war gepackt, technisch
überprüft, ich fühlte mich fit und gut
drauf, meine Nachbarin hat die Kontrolle über mein Haus
übernommen und so konnte ich starten. In der Nacht hatte es
geregnet und der Himmel war noch immer stark verhangen. Verschieben
konnte ich den Start nicht, eine Verabredung mit meinem Sohn zum
Wochenende wollte ich einhalten.
Nun also los.
Nach vier Kilometern hatte ich den Vulkanradweg erreicht und in
Richtung Gedern ging es langsam aber stetig bergauf. (Der Vulkanradweg
ist eine stillgelegte Eisenbahnstrecke über den Vogelsberg. www.vulkanradweg.de).
Nach einigen Regenschauern und einem kleinen Gewitter war ich am Abend
in Hanau und hatte dort einen ganz lieben Dachgeber gefunden. Der
andere Morgen zeigte sich schon besser. Die Sonne war schon
früh am Himmel, mein Dachgeber musste zur Arbeit und ich an
den Main, denn mein nächstes Ziel war Mainz.
Kreuzfahrtschiff auf dem Rhein
Hier war die Suche nach einem Dachgeber schon etwas schwieriger, alle
waren scheinbar noch an der Arbeit. Dann zu etwas späterer
Stunde bin ich noch gut untergekommen, bei einer Radlerin die auch beim
ADFC arbeitet. Am anderen Morgen hat sie mich mitgenommen und auf die
richtige Spur gebracht, so das ich den Rhein in der richtigen Richtung
befahren konnte.
Transportschiff auf dem Rhein Nähe Mainz
Das Wetter war schön, schon fast etwas zu warm, doch bald
wurde mir klar, dass ich mich am ersten Tag etwas übernommen
hatte. Knapp 110 km - jetzt wurden mir die Beine schwer. Man darf nicht
vergessen, mit 75 Jahren ist man kein Spring-ins-Feld mehr. Also, mal
schauen wo ein Bett stehen könnte. In der Nibelungenstadt
Worms bin ich dann fündig geworden und so habe ich nach einer
relativ kurzen Fahrtstrecke Worms angesteuert. Leider versperrte mir
eine Baustelle der Bahn den Weg und ich musste einen Umweg von etwa 10
km fahren um bei meinem Gastgeber anzukommen. Der Abend war sehr
schön, mit einer Flasche Wein verging die Zeit sehr schnell
und mein Bett hat mich auch erwartet, ich war sehr abgespannt. Vor dem
Einschlafen habe ich noch überlegt, ob ich die Tour morgen bis
zum meinem Sohn Volker in Eggenstein-Leopoldshafen schaffen werde. Die
Sonne weckte mich am anderen Morgen und mein Dachgeber hatte ein
fürstliches Frühstück vorbereitet. Nach dem
Frühstück war es Zeit zum Aufbruch. Worms war schnell
erreicht, ein paar Fotos, ab an das Rheinufer und weiter Richtung
Süden, denn der Rhein sollte mich ja begleiten bis Chur, bzw.
der Hinterrhein bis zum Quellgebiet.Der Radweg wurde etwas besser,
teilweise auf- dann wieder neben dem Deich kam ich gut voran,
allerdings war der Fahrbahnbelag noch immer sehr schlecht und kostete
viel Kraft. Trotzdem kam ich zügig voran,. Vorbei an
Ludwigshafen und Mannheim, konnte ich schon bald den Dom von Speyer
sehen.
Ein Aufenthalt war nicht geplant, etwas essen und trinken, ein paar
Fotos und weiter.
Dom zu
Speyer |
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Eingang zum Technikmuseum |
Es wurde schon langsam dunkel und die Beine wurden wieder schwerer, da
habe ich meinen Sohn informiert, es klappt nicht mehr bis zu ihm.
Schnell hatte er einen Treffpunkt gefunden den wir beide leicht
anfahren konnten, und nachdem ich mein Gepäck abgestellt
hatte, war er auch schon da mit dem Auto und hat mich abgeholt. Der
Abend war sehr gemütlich und Pläne für das
Wochenende wurden geschmiedet. Die beiden Technikmuseen ins Sinsheim
und Speyer standen auf dem Programm und dieses Programm haben wir dann
auch durchgezogen auch wenn die Beine wieder geschmerzt haben.
Am Samstag der 12. Juli 2008, ging es dann nach dem
Frühstück sofort los. Das Museum in Sinsheim war
unser Ziel. Schon von der Autobahn kann man das Museum ausmachen, zwei
Superflugzeuge sind weithin sichtbar auf dem Dach montiert. Wer
Interesse an Technik aus Gegenwart und Vergangenheit, sollte es nicht
versäumen, diese beiden Museen zu besuchen. Es gibt viel zu
sehen und zu bewundern. Man staunt was technisch schon alles gemacht
wurde, um sich das Leben zu erleichtern, zu verbessern, zu
vereinfachen. Vom Laufrad bis zum Rennrad, vom ersten Gleitflieger bis
zur Concorde, vom ersten Auto bis zu unseren heutigen Fahrzeugen ist
alles zu sehen und zu bewundern. Teilweise kann man Mechaniken gegen
einen Obolus in Gang setzen und sehen wie es funktioniert.
Russische TU
144
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eng.-franz. Concorde F-BVFB |
Der Sonntag war dann für Speyer reserviert. Leider war das
russische Space Shuttle „Buran 002 noch nicht zur
Besichtigung freigegeben,“ ein Grund, wieder hinzufahren.
Nach dem Museum Haben wir in Speyer noch den Rummelplatz besucht und
eine Fahrt mit dem Riesenrad unternommen. Von oben gesehen lag uns ganz
Speyer zu Füßen. Der Abend war einem Weizenbier
vorbehalten und Volker wusste auch, wo. Es war ein sehr
schöner Abend. Am Montag war noch ein Stadtbummel eingeplant
und dann hieß es schon wieder, Pläne Pläne
für die Weiterfahrt auszuarbeiten.
Der Dienstag brachte meinen Sohn weit nach Süden. Da wir die
gleiche Richtung hatten habe ich die Gelegenheit wahrgenommen und mich
bis Iffezheim mitnehmen lassen. Somit hatte ich Karlsruhe und Rastatt
umfahren und war wieder am Rhein. Da mein Bedarf an schlechter
Wegstrecke schon gedeckt war, habe ich versucht Besseres zu finden.
Jenseits des Rheins in Frankreich, gibt es herrliche Radwege wenig
Verkehr - aber auch wenig Rhein. Zwischen Straße und Rhein
war ein sehr hoher Deich und so bin ich in Drusenheim wieder
zurück nach Deutschland. Kehl war mein Ziel, aber leider war
die Jugendherberge überfüllt. Gegenüber am
anderen Rheinufer war noch Platz und so bin ich zurück nach
Frankreich und habe in Straßburg geschlafen, sehr freundlich
und ruhig.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel als die Reise weiterging. Ein
konkretes Ziel hatte ich nicht, mal sehen wie weit es gut geht. Ich kam
bis Breisach am Rhein, leider war aber auch hier die Jugendherberge bis
auf die letzte Badewanne belegt. Der Herbergsvater kannte jedoch eine
gute Adresse in der Nähe und dort habe ich auch noch ein
Zimmer bekommen.
In der Nacht kam Regen auf, auch der andere Morgen war verhangen. Nach
Frühstück und Packen habe ich noch ein paar
Einkäufe erledigt und mich dann aufgemacht zur
Rheinbrücke. Wieder in Frankreich habe ich einen herrlichen
Radweg vorgefunden. Einen weiteren Radfahrer habe ich nicht
angetroffen. Der Regen hatte aufgehört und durch hohe
Maisfelder hatte ich den besten Windschutz den ich mir
wünschen konnte. In Neuenburg am Rhein bin ich wieder nach
Deutschland zurück und in Rheinweiler hat mich ein Gewitter
aus der Spur gespült. Am Radweg gab es Werbung für
eine Unterkunft, die suchte ich auf und war sehr gut und preiswert
untergekommen. Der Regen hörte erst gegen Abend auf. Meine
Wäsche wurde noch kostenlos in Ordnung gebracht, an dem Abend
bin ich früh eingeschlafen.
Der Morgen war wieder hell und schön und bald war ich wieder
auf dem Rad. Kaum 10 Km gefahren musste ich anhalten. So
schöne Räder hatte ich noch nicht gesehen. Hier wohnt
sicherlich ein Fahrradfahrer der auch noch sehr viel Freude an solchen
Spezialräder |
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für besondere Zwecke |
Konstruktionen hat, ein echt schöner Gartenschmuck. Die Reise
ging weiter und bald hatte ich Basel erreicht. Mein Trinkvorrat ging zu
Ende und so habe ich erst einmal eingekauft und mir eine Prepaidkarte
für das Handy besorgt. Es ist möglich, bei einem
Kurzaufenthalt in der Schweiz eine Karte zu kaufen und sehr preiswert
nach Deutschland zu telefo-nieren.
Auf einer Bank direkt am Rhein hatte ich Gesellschaft eines schweizer
Fahrers, der auch Mittag machen wollte. Nach dem Essen trennten sich
unsere Wege wieder, mein Ziel war Bad Säckingen. In
Rheinfelden (Schweiz) wurde eine Hochzeit gefeiert nach alter Sitte,
Sehr schön zu sehen. Mich verwunderte, dass es am anderen
Rheinufer auch ein Rheinfelden mit dem Zusatz Baden gibt. Wie ich
erfahren konnte, war Rheinfelden/Schweiz schon lange
gegründet, ehe Rheinfelden/Baden entstand. Man hatte keinen
besseren Namen gefunden.
Die nächste Übernachtung war in Radolfzell geplant,
ich fand allerdings keine Unterkunft. Nun,ich fuhr also nach
Schaffhausen. 2001 bei meiner ersten Fahrt in die Schweiz, hatten wir
in der Jugendherberge übernachtet. Jetzt konnte ich den
Rheinfall von der gegenüberliegenden Seite betrachten und
filmen.
Dann ging es wieder weiter und die Übernachtungsfrage war noch
nicht gelöst. Singen am Hohentwiel und Stein waren zwei
Jugendherbergen. Ich habe mich für Singen entschieden und dort
war auch noch Platz. Die Wegbeschreibung war nicht leicht zu erkennen,
und so habe ich versucht mich durchzufragen. Ein junges Paar, das
mitgehört hatte, erbot sich, mir den Weg zu zeigen. Sie haben
mich direkt vor der Jugendherberge abgeliefert. Einchecken, Klamotten
verstauen und etwas zu Essen besorgen. Dicht neben der JH war eine
Gartenwirtschaft mit sehr gutem Essen und gutem Bier. Hier lernte ich
noch ein Singer Original kennen, einen Fahrradfahrer, der in seinen
besten Jahren den Bodensee innerhalb von 24 Stunden zwei mal umfahren
hat.
Teil der
Burgruine |
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Plan der Festungsruine |
Von der Burgruine erklang Musik, dort oben war der letzte Tag einer
musikalischen Veranstaltung angebrochen und ich erfuhr soviel Neues von
Singen und dem Hohentwiel, dass ich den Entschluss gefasst habe, mir
das anzuschauen. Der neue Morgen, ein Sonntag, sah mich mit dem Radl
durch die Stadt fahren und den Hohentwiel ansteuern. Es geht richtig
gut bergauf, streckenweise bis 18%. Ein gutes Stück habe ich
geschafft aber dann musste ich meinen Altersbonus einsetzen und
schieben (darf man, wenn die Steigung mehr als 7% und das Alter bei 75
liegt.) Oben angekommen war ich durchgeschwitzt und am schnaufen. Was
ich dann alles gesehen habe, hat mich mehr als entschädigt.
Der Blick von oben über Singen und das Land ist einmalig, bei
gutem Wetter ist der Bodensee problemlos zu sehen. Aber auch die Ruine,
die größte Europas, sollte man sich ansehen - es
handelt sich um ein einmaliges Bauwerk. Wer in Singen oder Umgebung
Urlaub macht oder auf der Durchreise ist und Zeit hat, sollte den
Hohentwiel besteigen und besichtigen.
Der Montag zeigte wettermäßig sein
schönstes Gesicht und ich war auf der Strecke nach
Überlingen. Hier hatte ich eine Verabredung und musste ein
wenig an einem Brunnen warten. Dieser ist für den Kunstkenner
sicher schön, ich fand ihn nicht so gut. Weiter am Bodensee
entlang war ich gegen 16.00 Uhr in Friedrichshafen. Alle Betten waren
belegt. Auswandern die einzige Möglichkeit. Also schnell auf
die Fähre und über den See nach Romanshorn hier,
sollten noch leere Betten stehen. Der Herbergsvater hatte recht, in
Romanshorn waren noch viele Betten frei.
Abendstimmung am
Bodensee |
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Mein Velo in
guter Gesellschaft |
Thal war nun in greifbarer Nähe, hier wollte ich mich noch
einmal richtig umsehen, denn hier hatte ich 2001 schon einmal
„Schlaf-im-Stroh“ gebucht. Die Zeit die ich
vorgesehen hatte, war immer noch zu wenig. Hier auf dem Hof
fühlt man sich richtig wohl und ich muss sagen, dass die
Gastgeberfamilie alles daran setzt, die Gäste zu
verwöh-nen und gut zu versorgen. Dabei vergessen sie nicht die
Arbeit. Der Hof hat sich fast verdoppelt von 2001 bis jetzt. Auch als
Urlaubsort sehr empfehlenswert, es ist Platz für
Hausgäste, ein großes Matratzenlager und
für Kinder das non plus Ultra, "Schlaf im Stroh." (Die
Internetadresse: www.rosentuermli.ch
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Der Jungbauer mit seinem Hund
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